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Schweizer Lungenkrebs-Studie als beste Arbeit prämiert

Letzte Woche trafen sich Schweizer Experten der Krebsforschung und Krebsbehandlung am jährlichen Schweizer Kongress für Onkologie und Hämatologie (SOHC) in Basel. Mehrere Forschungsprojekte und klinische Studien wurden an diesem Anlass prämiert. Im Zentrum stand dabei die SAKK-Studie 16/14. Sie untersucht eine innovative Therapie bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs und wird wichtige Resultate zur Behandlung dieser häufigen Tumorart sowie Grundlagen für eine weitere Verbesserung der Prognose der betroffenen Patient*innen liefern.

Schweizer Lungenkrebs-Studie als beste Arbeit prämiert

Letzte Woche trafen sich Schweizer Experten der Krebsforschung und Krebsbehandlung am jährlichen Schweizer Kongress für Onkologie und Hämatologie (SOHC) in Basel. Mehrere Forschungsprojekte und klinische Studien wurden an diesem Anlass prämiert. Im Zentrum stand dabei die SAKK-Studie 16/14. Sie untersucht eine innovative Therapie bei Patient*innen mit fortgeschrittenem Lungenkrebs und wird wichtige Resultate zur Behandlung dieser häufigen Tumorart sowie Grundlagen für eine weitere Verbesserung der Prognose der betroffenen Patient*innen liefern.

Lungenkrebs ist in der Schweiz nach Brustkrebs bei den Frauen und Prostatakrebs bei den Männern die häufigste Krebserkrankung. 2014-2018 wurde durchschnittlich pro Jahr bei 2758 Männern und 1894 Frauen die Diagnose Lungenkrebs gestellt, 2005 Männer und 1260 Frauen verstarben.[1] Etwa 80 bis 85 Prozent der Tumore gehören zum Typ nicht-kleinzellige Lungenkarzinome, der weniger aggressiven Form von Lungenkrebs.[2] Etwa 10–15 Prozent aller Lungenkarzinome sind kleinzellige Karzinome. Bei Patient*innen mit fortgeschrittener nicht-kleinzelliger Erkrankung gilt eine so genannte vorbereitende Chemotherapie gefolgt von einer Operation als Standard. Trotzdem erleidet rund die Hälfte der Patient*innen innerhalb eines Jahres nach der Diagnose einen Rückfall.

Immuntherapie zusätzlich zum Standard
Die nun in der Kategorie solide Tumoren prämierte Studie einer Arbeitsgruppe rund um Prof. Dr. med. Sacha Rothschild, Chefarzt der Onkologie am Kantonsspital Baden, zeigt Wege auf, wie diese Situation möglicherweise deutlich verbessert werden könnte. Als einer der ersten Studiengruppen weltweit untersucht sie den Nutzen einer so genannten perioperativen Immuntherapie. Prof. Dr. med. Sacha Rothschild erklärt den Therapieansatz so: «Bei diesem Verfahren erhalten die Patientinnen und Patienten zusätzlich zur üblichen Chemotherapie vor der operativen Tumorentfernung zwei Gaben eines Anti-PD-L1 Antikörpers. Das sind Antikörper, die nicht direkt gegen Krebs gerichtet sind, sondern auf sogenannte Immun-Checkpoints zielen. Das sind wichtige Schaltstellen des Immunsystems, die normalerweise dafür sorgen, dass das Immunsystem nach erledigter Arbeit wieder ruht. Tumore können auf diese Schaltstellen einwirken, so dass der Körper sich nicht mehr gegen den Tumor wehrt. Die modernen Therapien, auch Checkpoint-Hemmer genannt, die wir zusätzlich zur Standardtherapie verwendet haben, setzen hier an und helfen so dem Körper, den Tumor besser zu bekämpfen.»

In der SAKK-Studie 16/14 wurden Patient*innen zusätzlich nach der Operation weiterhin über ein Jahr lang mit dem Anti-PD-L1-Antikörper Durvalumab behandelt. Dieses Vorgehen hat die Erwartungen weit übertroffen: 73,4 Prozent der Patient*innen hatten nach einem Jahr noch keinen Rückfall erlitten. Prof. Dr. Sacha Rothschild: «Das sind sehr wichtige Resultate für unsere Patientinnen und Patienten. Von 100 Betroffenen sind mit dieser Therapie 23 mehr als üblich nach einem Jahr noch rückfallfrei. Für diese Menschen ist eine deutliche Verbesserung der Prognose erreicht worden und wir freuen uns für jede und jeden einzelnen von ihnen.»

Der SOHC-Preis für besondere Leistungen in der Krebsbehandlung
Die Verleihung dieses Preises erfolgt jeweils anlässlich des SOHC. Die Auswahl erfolgt durch eine unabhängige Jury. Jurymitglied Prof. Dr. med. Jakob Passweg ist Chefarzt der Onkologie am Universitätsspital Basel, Präsident von Oncosuisse, der Organisation, welche für die nationale Strategie gegen Krebs verantwortlich ist, und zudem langjähriger Präsident der Krebsliga Schweiz. Die nun prämierte Arbeit erachtet Prof. Passweg als wegweisend: «Wir sind heute glücklicherweise in der Situation, dass wir bereits viel für unsere Krebspatientinnen und -patienten tun können. Trotzdem gibt es Betroffene, die einen Rückfall erleiden und bei denen wir therapeutisch an Grenzen stossen, weil keine wirksame Therapie mehr verfügbar ist. Deshalb sind die fortwährende Forschung und Resultate, wie diese von Prof. Dr. Rothschild, so wichtig. Wenn durch eine Therapie deutlich mehr Betroffene eine bessere Prognose erhalten, ist dies für sie und uns behandelnde Ärztinnen und Ärzte eine enorme Hilfe und eine grosse Erleichterung.»

 


[1] Bundesamt für Statistik; Neuerkrankungen und Sterbefälle nach Krebslokalisationen 2014-2018. www.bfs.admin.ch

[2] Krebsliga; Broschüre Lungenkrebs Brroncialkarzinom. S. 11-13

 

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